Die Neuen Wilden

- wer ist das eigentlich?

Die Neuen Wilden - Katalog

Das Museum Ludwig läßt uns dazu wissen:
In der Schau “Les Nouveaux Fauves – Die Neuen Wilden” fasste der damalige Gründungsdirektor Dr. Wolfgang Becker verschiedene Künstler*innengruppen zusammen, die auf unterschiedliche Weise Bezüge zu den historischen Fauves der französischen Kunst des beginnenden 20. Jahrhunderts aufwiesen. Die Schau beinhaltete US-amerikanische KünstlerInnen des damals neuen Pattern & Decoration genauso wie die französische KünstlerInnengruppe support – surface, die bereits seit Mitte der 1960er Jahre aktiv war. Als deutscher Beitrag wurden Künstler wie Georg Baselitz, Jörg Immendorf, Markus Lüpertz und A.R. Penck gezeigt. Keiner der letztgenannten Künstler ist im engeren Sinne Teil der Bewegung, die später als Neue Wilde bezeichnet wird. 

Im Februar 2022 konnten wir die erste Ausstellung mit Elvira Bach zeigen. In der Presse wird sie häufig den sogenannten Jungen Wilden zugeordnet, owohl Sie dies selber nicht tut.

Erstaunlicherweise haben wir gelesen, daß auch Markus Lüpertz in der Presse und Katalogen den jungen Wilden zugeordnet wird. Auch er weist das in dem Sinne, wie heute junge Wilde definiert werden, von sich.

Grund genug also diesem schillernden Begriff der „jungen Wilden“ und seiner Geschichte einmal nachzugehen. Wer oder was sind oder waren die jungen Wilden in der deutschen Malerei ?

Der links gezeigte recht unscheinbare Katalogumschlag der Sammlung Ludwig ist die erste Erwähnung des Begriffes “Wilde” im Zusammenhang mit der deutschen Malerei nach 1945. Der Bezug zu Frankreich und der Bewegung des Fauvismus ist offensichtlich. 

Forschungsobjekt – Junge Wilde

Trotz der Unklarheiten verfing der griffige Terminus sofort und wurde in der Zeit ab 1980 in Deutschland als feststehender Begriff gebräuchlich. Das Forschungsprojekt “Die Erfindung der Neuen Wilden” untersucht erstmals Aachen und die Sammlung Ludwig als Ursprung des Begriffs “Neue Wilde” und verortet so eines der bedeutsamsten Kapitel der internationalen Nachkriegskunst im äußersten Westen Nordrhein-Westfalens neu. 

Dass es um den Begriff Verwirrung gibt, zeigt eine Ausstellung aus dem Jahr 2003 im ZKM Karlsruhe “Obsessive Malerei – ein Rückblick auf die neuen Wilden”.

Der Katalog von Götz Adriani, erklärt: “Junge Künstler schlossen sich in Berlin, Köln und Hamburg zusammen, um als »Neue Wilde« gegen die Vorlagen von Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Sigmar Polke und Gerhard Richter zu rebellieren.” 

Obsessive Malerei. Ein Rückblick auf die Neuen Wilden
Es stellt sich also heraus, daß der Begriff “Neue oder Junge Wilde” im allgemeinen Verständnis Künstler aus der Zeit der 1980er Jahre zusammenfasst. Fest steht heute, die Malerei erlebte Anfang der achtziger Jahre, nach dem Erfolg von Minimal- und Concept Art erneut eine kurze, aber vehemente Blüte. Inhaltlich strebten sie an, sich von den inzwischen international erfolgreichen Kollegen Lüpertz, Baselitz, Penck, Richter und Kiefer zu unterscheiden. Ihre radikal subjektivistische Ausrichtung mündete in emphatisch-expressiven Gemälden von meist kräftiger Farbigkeit. Die großen Bildformate eroberten innerhalb weniger Monate den Kunstmarkt und namhafte Kunstsammlungen. In Berlin sind das Rainer Fetting, Salomé, Helmut Middendorf und Bernd Zimmer, die eine Gruppenschau mit dem Titel “Heftige Malerei” zusammenstellen und gemeinsam eine Produzentengalerie am Berliner Moritzplatz unterhalten. Markus Lüpertz spricht daher heute noch von den “Heftigen”, wenn es um die Künstler der 80er Jahre geht. Unter dem Namen „Mülheimer Freiheit“ finden in Köln u.a. Peter Adamski, Walter Dahn und Jiři Georg Dokoupil zu einer gemeinsamen Basis. Neben den männlichen Kollegen wird als einzige Frau Elvira Bach dem Begriff “Junge Wilde” zugeordnet. Sie selbst lehnt dies ab.
Linda will ans Licht
Acryl auf Leinwand, 100 x 70 cm, 2021, signiertes Unikat

Warum Elvira Bach sich selbst nicht den jungen Wilden zuordnet, werden wir in der Vernissage von ihr sicherlich hören. 

Klar ist, Elvira Bach geht ihren eigenen sehr erfolgreichen Weg. Sie mag auch das große Format und den groben Pinselstrich, die leuchtenden Farben. Ihre Sujets und die weibliche Protagonistin, die mit großer persönlicher Ähnlichkeit auf vielen Bildern zu finden ist, kreisen um andere Themen, nämlich Emanzipation, Stärke, Lebenslust, Exotik und Erotik angesiedelt in dem Spannungsfeld zwischen Kunst und Küche. 

Hier finden Sie Bilder Ihrer Ausstellung RETROSPEKTIVE 2022

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